Name:
Tim Häring
Geburtsdatum:
01.04.1995
Funktion im Verein
Videoscout - Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH – Lizenzspielerabteilung
Persönliches Karrierehighlight:
Sämtliche Reisen, Erlebnisse, Begegnungen und Spiele während diverser Live-Scoutingmaßnahmen, da immer etwas passiert, was man so nicht erwartet hätte.
Stationen:
In der Rubrik „Von Profis für Profis“ haken wir bei Leuten, die mittendrin im Fußballgeschäft sind, nach: Was ist für einen Verein ausschlaggebend, wenn es um das Anwerben eines Talents geht? Welche Herausforderungen stellt der Profifußball für Talente dar? Wieviel sollte ein Spieler trainieren? Und was? Einmal im Monat bekommst Du aus erster Hand Tipps und Ratschläge von echten „Profis“ auf ihrem Gebiet, die Dir dabei helfen dich selbst zu verbessern und so ein bisschen näher am Profigeschehen zu sein.
Heute mit Tim Häring, der neben seinem Masterstudium der Sportwissenschaften auch den Weiterbildungsmaster Spielanalyse an der Deutschen Sporthochschule Köln absolviert.
Nach Stationen bei verschiedenen Scouting- und Livedaten-Anbietern sowie im NLZ von Bayer Leverkusen arbeitet der A-Lizenz-Inhaber aktuell im Scouting der Lizenzspielerabteilung der Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH.
Im Interview mit Match Skills erzählt Tim auf welche KPI’s (Key Performance Indicator) es ankommt, um als junges Talent entdeckt zu werden und den Sprung in den Profifußball zu schaffen. Außerdem verrät dir Tim in unserem Gespräch welche Eigenschaften die Toptalente von den guten Talenten unterscheiden und warum er gezielt darauf achtet, wie du dich verhältst, wenn du ausgewechselt wirst oder mal nicht von Anfang spielst. Darüber hinaus gibt dir der erfahrene Scout und Sportwissenschaftler Tipps in welchen Bereichen du dich individuell weiterentwickeln kannst, um deine Chancen auf den Profifußball zu erhöhen!
Wie bist du zum Fußball gekommen?
Tim: „Als ich 3 Jahre alt war hatte ich schon oft einen Ball in der Hand und vor allem am Fuß. Mein Vater hat mich dann zum Fußballtraining geschickt und von dort aus war der Fußball mein stetiger Begleiter.“
Wo und wie siehst du noch weitere Entwicklungsmöglichkeiten für Jugendspieler, um den Sprung zu den Profis zu schaffen?
Tim: „Neben einer ausgeprägten technischen und konditionellen Grundausbildung sehe ich insbesondere im mentalen und kognitiven Bereich sowie in der Individualisierung hinsichtlich Athletik und Positionsspezifik noch weitere Entwicklungsmöglichkeiten. Mit mentalen Fähigkeiten meine ich beispielsweise die Trainings- und Spieleinstellung, der Siegeswille oder das Bedürfnis eines Spielers sich immer weiter entwickeln zu wollen. Das schließt gerade auch den Umgang mit Rückschlägen und Fehlern mit ein. Zerbricht der Spieler an ihnen oder lernt er mit ihnen umzugehen und sie als hilfreich für seine weitere Entwicklung anzusehen. Kognitiv sehe ich ebenfalls noch ein großes, wenn nicht sogar das größte Potenzial im Fußball. Elemente wie Vororientierung, Handlungsschnelligkeit, Raumgefühl, Entscheidungsfindung und Kreativität sind heutzutage gut trainierbar und machen im Profifußball häufig den Unterschied aus. Mit Individualisierung ist gemeint, dass gerade die positionsbezogenen Stärken und die individuellen körperlichen Voraussetzungen eines Spielers ab einem passenden Alter spezifischer gefördert werden sollten.“
Welche Eigenschaften braucht ein Talent, auf die du als Scout besonders achtest?
Tim: „Zusätzlich zu einer guten fußballerischen Basistechnik und vorhandenen athletischen Eigenschaften sind die zuletzt genannten Fähigkeiten gerade im kognitiven und mentalen Bereich entscheidend, um in die engere Auswahl zu kommen. Sie machen häufig den Unterschied zwischen den guten Talenten und den Toptalenten aus. Daher ist es wichtig diese so früh wie möglich in das allgemeine Training zu integrieren. Als aktuell bestes Beispiel für ausgeprägte kognitive und mentale Qualitäten kann man sich Joshua Kimmich anschauen, der trotz seines noch jungen Alters absoluter Führungsspieler beim FC Bayern und in der Nationalmannschaft ist.“
Lassen sich neben den fußballerischen Eigenschaften auch Persönlichkeitseigenschaften scouten?
Tim: „Definitiv! Gerade bei Rückständen in einem Spiel, nach Ein- und Auswechslungen sowie im generellen und sich wiederholenden Trainingsverhalten lassen sich die unterschiedlichsten Verhaltensweisen beobachten. Starke und vor allem teamorientierte Persönlichkeitseigenschaften werden aus meiner Sicht künftig immer wichtiger, um den Sprung in den Profifußball zu schaffen. Daher gilt es für Spieler auch an diesen zu arbeiten und sie positiv weiterzuentwickeln.“
Welche Rolle spielt der relative age effect (RAE) in der Talentauswahl?
Tim: „Ich würde lügen, wenn ich sage, er spiele keine Rolle. Schaut man sich allein die Statistiken an, sieht man, dass das Phänomen des ‚relative age effect‘ aktuell in ganz Europa noch stark ausgeprägt ist. Der RAE besagt, dass Talente, die im ersten Quartal geboren wurden, häufig einen biologischen Entwicklungsvorsprung gegenüber den Talenten haben, die im letzten Quartal desselben Kalenderjahres geboren wurden. Da der Fußball heutzutage oftmals schon in jungen Jahren (U12-U15) sehr ergebnisorientiert ist, haben retardierte Talente somit deutlich weniger Chancen auf eine positive Entwicklung als akzelerierte Talente. Wünschenswert wäre hier, dass Ansätze wie Bio-Banding (Einteilung nach biologischem Alter), eine Methode, die versucht den ‚relative age effect‘ zu minimieren und damit die Talentauswahl fairer zu gestalten, zeitnah und flächendeckend im Leistungssport zu etablieren.“
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Trainingsstätte:
50354 Hürth - Argeles-Sur-Mer Straße 6 - Tel. +49 (0)176 31501965